Wiederinbetriebnahme der Stammbahn Berlin-Potsdam?

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Enge, Überfüllung, Stress sind wohl sehr passende Substantive für die S-Bahnfahrt mit der S1. Und trotzdem fährt sie zu den Stoßzeiten nur alle zehn Minuten die Menschen aus Potsdam, Zehlendorf und Umgebung zu ihrem Ziel. Kein Wunder, dass eine Problemlösung angestrebt wird, um den Zustand zu verbessern. Dies solle vor allem mit der Wiederinbetriebnahme der Stammbahn geschehen.

Für alle, die mit dem Begriff nichts Anfangen können: „Stammbahn“ wird die erste Eisenbahn Preußens von 1838 genannt, welche von Berlin nach Potsdam führte.

Teile der Stammbahntrasse in Zehlendorf. Bild: Gilly
Teile der Stammbahntrasse in Zehlendorf. (Bild: Gilly)

Ganz klarer Vorteil wäre, dass sie ebenfalls die Fahrgäste aus Zehlendorf und Co. mitnehmen könnte und die S-Bahn auch in Sachen Schnelligkeit überragt. Jedoch wäre das zu schön, um wahr zu sein. Denn bisher ist es unsicher, ob es geschehen und wie viel Zeit dafür benötigt werden wird.

Aufgrund dieses Umstandes ist es klar, dass sich auch so einige andere ihre Gedanken zu einer Lösung machen, so auch der Berliner Architekt Tim Lehmann. Er plant seinen sogenannten „Berlin S11 Express“. Dessen Route soll nur wenige Stopps beinhalten und zum Teil auf der alten Stammbahntrasse liegen. Lehman hat als Start Kleinmachnow ausgewählt, da dort der Wunsch nach einer Bahnanbindung am größten sei.

Der S11 Express solle zwischen Kleinmachnow und Zehlendorf die Trasse der Stammbahn nutzen und dann auf der S-Bahntrasse weiterfahren. Halten solle er nur in Steglitz, Schöneberg und Potsdamer Platz und wäre laut Erschaffer Tim Lehmann bis zu acht Minuten schneller als die S1, berichtet die Berliner Morgenpost.

Gerade deswegen weil sie schneller wäre und an den großen Umsteigebahnhöfen hält, wäre sie für Pendler eine gute Lösung. Zudem stütze Lehmann seine Express-Bahn, indem er beteuere, dass der Wiederaufbau der Stammbahn nach dem letzten Stand 160 Millionen Euro koste und die Express- Bahn deutlich günstiger wäre.

Vor allem deswegen, weil Lehmann es vorsehe vorhandene Infrastruktur zu nutzen, denn dadurch müsse man kaum neue Schienen erbauen. Es müsste nur eine Reaktivierung des zweiten Bahnsteigs in Zehlendorf angesteuert werden.

Im Großen und Ganzen hört sich das sehr gut an, doch zwei wesentliche Komplikationen sieht Berlins S-Bahnchef Peter Buchner in der Idee des Architekten. Zum einen wären zu wenig Züge vorhanden, um den aus der Express-Bahn resultierenden 5 Minutentakt der S1 zu stemmen und neue kommen aufgrund der verzögerten S-Bahn- Ausschreibung erst 2021. Und auch dann stellt sich die Frage, ob diese ausreichen.

Zum anderen müsse man den Takt anpassen, was eine äußerst schwierige Angelegenheit sei. Denn ab dem Nord-Süd-Tunnel müssten S11 Express und S1 zusammen mit der S2 und der S25 ein Gleis nutzen, was ziemlich eng wäre. Denn selbst in der momentanen Situation bedeutet der Ausfall eines Zuges schon häufig Verspätungen, da es kaum Möglichkeiten zum Umfahren gibt.

Die Stimme der Berliner und auch die Alexander Kaczmareks, Konzernbevollmächtigter der Deutschen Bahn für Berlin, geht an die Stammbahn. Es gibt sogar die „Bürgerinitiative Stammbahn“. Allen ist klar, dass eine bessere Verbindung zwischen Berlin und Potsdam geschaffen werden muss, um die starke Belastung der Stadtbahn deutlich zu reduzieren.

Generell zeigen Senat und Deutsche Bahn sich sichtlich aber sichtlich unbeeindruckt von Lösungsvorschlägen von außerhalb, was wiederum ein schlechtes Omen für die Express-Bahn bedeutet auch, wenn die Grünen sich für eine Prüfung dieser einsetzen.

Momentan wird die Stammbahn auf Wirtschaftlichkeit geprüft, obwohl aus der letzten Prüfung hervorging, dass sie sich nicht als wirtschaftlich erweist. Tim Lehmann geht es bei seiner Express-Bahn hingegen um mehr, als nur die Stadtbahnen zu entlasten. Das würden die ICE-Verbindung nach München und die künftige Dresdner Bahn tun.

Er möchte mit der Express-Bahn auch seine Idee eines Fahrrad-Highways auf der Stammbahntrasse von Zehlendorf nach Potsdam ermöglichen. Ob das letztlich reicht für die Umsetzung in die Tat, weiß man nicht. Deshalb stellt sich die Frage: Wiederinbetriebnahme der Stammbahn oder neue Express-Bahn?

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