Seit August 2015 läuft im INFO-CENTER in der Uhlandstraße 103 in Berlin Wilmersdorf der Abverkauf von 55 geplanten Eigentumswohnungen, die bis zu 6.500 Euro pro Quadratmeter Wohnfläche kosten. Das Projekt heißt Uhland 103. Investor ist der Nürnberger Projektentwickler und Bauträger Project Immobilien, der in Berlin aktuell mehrere Dutzend Projekte besitzt, die alle mit Eigentumswohnungen bestückt sind.
Das INFO-Center ist samstags und sonntags von 13 bis 15 Uhr, dienstags, mittwochs und donnerstags von 11 bis 18 Uhr und freitags von 11 bis 16 Uhr geöffnet.
Baubeginn von Uhland 103, zu dem auch sechs Gewerbeeinheiten, eine Tiefgarage und darüber ein begrünter Innenhof mit Spielplatz gehören sollen, ist für Anfang kommenden Jahres geplant. Noch ist nichts passiert.
Denn das Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf ist mit dem Neubau nicht einverstanden, da der Investor dafür ein bewohntes und ein leerstehendes Billig-Mietwohnhaus abreißen will.
Der Bezirk verlangte vom Investor, unverzüglich die vorhandenen Billig-Mietwohnhäuser lediglich zu sanieren.
Dagegen zog Project Immobilien vor das Berliner Verwaltungsgericht und gewann jetzt in 1. Instanz.
Der Streit ist aber noch nicht zuende. Bezirksbürgermeister Reinhard Naumann (SPD) will die Begründung des Gerichts „sehr genau prüfen“ und wird noch entscheiden, ob er mit einer Beschwerde in die 2. Instanz vor das Oberverwaltungsgericht ziehen wird.
Denn die Richter stimmten zwar grundsätzich dem Bezirksamt zu, dass keine Mietwohnungen für Luxuseigentumswohnungen abgerissen werden dürften, aber hier läge keine Zweckentfremdung vor, da ja nicht in Gewerberäume oder in Ferienwohnungen umgewandelt werden soll, sondern „ausgleichender Ersatzwohnraum“ geschaffen wird, und die Wohnungen nur bis 6.500 Euro pro Quadratmeter teuer sind. Eine Umwandlung von Mietwohnungen in Eigentumswohnungen ist erlaubt, wenn die Wohnungen normale Preise und keine Luxuspreise haben.
Das Projekt Uhland 103 sei ein Grenzfall, den die Richter zugunsten des Investors entschieden haben.
Demnach sind also 6.500 Euro für einen Quadratmeter Wohnfläche in Ku’dammnähe nach Ansicht des Berliner Verwaltungsgerichts kein Luxus.
Auf einer Gesamtfläche von 4.300 Quadratmetern über sieben Wohngeschosse sollen laut Project Immobilien 55 Zwei- bis Vierzimmer-Wohnungen von 40 bis 97 Quadratmetern mit „gehobener Ausstattung wie bodentiefen Fenstern, Echtholzparkett, Fußbodenheizung und Markensanitärartikeln“ entstehen
Im Prospekt der Project Immobilien heißt es für eine 97 Quadratmeter große und 629.000 Euro teure Wohnung an der Uhlandstraße Ecke Berliner Straße verführerisch:
„Um Ihre weitläufige Freiluftoase hoch oben über Berlin wird man Sie beneiden! Die ungestörte Dachterrasse erstreckt sich über die gesamte Ostseite des großzügig geschnittenen Penthouses und lädt zum Sonnenbaden und Relaxen ein.“
Doch bewohnte Mietgebäude abzureißen, „ist definitiv nicht unser Geschäft“, sagte ein Sprecher von Project Immobilien der Berliner Zeitung. Ein Abriss wie in diesem Fall sei die Ausnahme, heißt es.
Der Investor führt für den Abriss folgenden Grund an:
Man wolle die durch Nachkriegsbauten geprägte Wohn- und Geschäftsgegend mit einem Neubau verändern. Dazu soll ein vorgelagerter Flachbau abgerissen werden, wie er in Berlin an manchen Stellen immer noch typisch ist für stark im Krieg zerstörte Straßenecken.
Bis zuletzt war dort eine Pizzeria beheimatet. Ein paar Meter zurückgesetzt steht ein Wohnhaus mit 15 Wohnungen auf insgesamt 1.300 Quadratmetern Wohnfläche – auch das ist typisch für die Nachkriegsbauweise in der Stadt, in der vor allem Tempo und Zweckmäßigkeit benötigt wurden. Das Haus steht seit mehr als drei Jahren leer.
Die Nürnberger wollen beide Gebäude abreißen lassen und das bisher luftig bebaute Grundstück bis an den Blockrand, das heißt bis an die verkehrsumtosten Uhland- und Berliner Straße, mit einem siebenstöckigen Wohnblock bebauen.