Wolfgang Schäuble wird heute Ehrenbürger Berlins

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Berlin statt Bonn: Der heutige Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (74, CDU) setzte sich maßgeblich für den Umzug der Hauptstadt nach Berlin ein: "In Wahrheit geht es u die Zukunft Deutschlands." (Pressefoto: Laurence Chaperon)
Berlin statt Bonn: Der heutige Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (74, CDU) setzte sich maßgeblich für den Umzug der Hauptstadt nach Berlin ein: „In Wahrheit geht es um die Zukunft Deutschlands.“ (Pressefoto: Laurence Chaperon)

Bis zu seinem Lebensende darf Bundeswirtschaftsminister Wolfgang Schäuble kostenlos mit der BVG fahren. Und wenn er mal stirbt, bekommt er in Berlin ein Ehrengrab. Denn Schäuble wird heute zum Ehrenbürger Berlins ernannt.

Der 74 Jahre alte Bundesfinanzminister bekommt seine Ehrenurkunde am Mittag vom Regierenden Bürgermeister überreicht. „Wolfgang Schäuble hat sich um Berlin verdient gemacht“, sagte Michael Müller (SPD), als er die Entscheidung im Sommer bekanntmachte.

Schäubles Berlin-Rede geht in die deutsche Geschichte ein

Der Badener Schäuble ist der dienstälteste Bundestagsabgeordnete in der Geschichte der Bundesrepublik. Er hatte in seiner fast 50 Jahre langen politischen Karriere schon so viele Ämter, dass sein Engagement für Berlin dahinter fast verschwimmt, kommentiert BRANDENBURG AKTUELL. Am 20. Juni 1991 hielt der CDU-Politiker die Rede, von der Beobachter sagen, dass sie den Ausschlag für den späteren Umzug der Bundesregierung nach Berlin gab. „Die Einbindung in die Einigung Europas und in das Bündnis des freien Westens hat uns Frieden und Freiheit bewahrt und die Einheit ermöglicht. Aber auch diese Solidarität der freien Welt mit der Einheit und Freiheit der Deutschen hat sich doch nirgends stärker als in Berlin ausgedrückt. Ob wir wirklich ohne Berlin heute wiedervereinigt wären? Ich glaube es nicht“, sagte Schäuble damals in Bonn.

Die Entscheidung für Berlin sei eine Entscheidung zur Überwindung der Teilung Europas. Am Ende stimmten 338 Abgeordnete für Berlin, 320 für Bonn, bei einer Enthaltung und einer ungültigen Stimme. Schäubles Worte sind als „Berlin-Rede“ in die deutsche Geschichte eingegangen, außerdem spielte er eine entscheidende Rolle beim Aushandeln des Einigungsvertrages. Diese Rolle habe maßgeblich „zur Überwindung der jahrzehntelangen Teilung unserer Stadt beigetragen“, sagte Michael Müller. Der Parlamentspräsident des Berliner Abgeordnetenhauses, Ralf Wieland, würdigte Schäuble am Donnerstag als „wahren Freund Berlins.“

Schäuble reiht sich als Berliner Ehrenbürger in eine interessante Berliner Ahnengalerie ein:

Sie besteht aus 114 Männern, und nur fünf Frauen, fast zwei Drittel der Ehrenbürger kommen aus Politik und Verwaltung. Die letzten beiden, die die Urkunde im Rathaus überreicht bekamen, waren W. Michael Blumenthal, der frühere Direktor des Jüdischen Museums, und Bundespräsident Joachim Gauck. Bundespräsidenten haben traditionell die größte Chance auf Berlins höchste Weihen. Nur zwei der bisherigen elf Bundespräsidenten wurden keine Ehrenbürger Berlins: Horst Köhler und Christian Wulff. Beide schieden im Unfrieden aus ihrem Amt. Mit dieser Hypothek und ohne irgendeinen besonderen Bezug zur Hauptstadt kamen sie für die Ehre nicht infrage.

Aber wer entscheidet überhaupt darüber, wer Ehrenbürger werden darf?

Theoretisch dürfen die Vorschläge gleichermaßen aus Bezirksämtern und Bezirksverordnetenversammlungen kommen wie aus Abgeordnetenhaus und Senat. Doch dass es ein wenig bekannter Held oder eine Heldin in die Galerie der würdigsten Berliner schafft, ist so gut wie unmöglich. Denn Abgeordnete und Senatsmitglieder müssen die Entscheidung gemeinsam treffen – wer neuer Ehrenbürger wird, klären sie vorher informell, bei Gesprächen in ihren Büros, auf Fluren, in der Kantine. Das kristallisiere sich eben heraus, heißt es aus dem Senat. Und so liest sich die Liste der herauskristallisierten Berliner Geehrten in den vergangenen Jahrzehnten wenig überraschend: Schmidt und Kohl, Reagan, Genscher und Gorbatschow. Mächtige ältere Herren. George Bush schickte zur Ehrung seinen Enkel vorbei.

Die Ehrenbürger Berlins haben ein Durchschnittsalter von gut 72 Jahre. Knapp zwei Drittel kommen aus Politik und Verwaltung, 28 Prozent aus Wissenschaft und Kultur, 5 Prozent vom Militär. Fünf Menschen wurde die Ehrenbürgerschaft aberkannt: Hitler, Goebbels, Göring, Frick, DDR-Präsident Pieck (1992).

Es gibt fünf Frauen: Louise Schroeder (Oberbürgermeisterin), Marie Elisabeth Lüders (FDP-Abgeordnete), Nelly Sachs, Anna Seghers (Schriftstellerinnen), Marlene Dietrich (Schauspielerin). Neun Ehrenbürger kommen aus dem Ausland: sechsmal USA, dreimal Sowjetunion.

Marlene Dietrich war die einzige Ehrenbürgerin der vergangenen gut 40 Jahre. Sie wurde erst ein Jahrzehnt nach ihrem Tod geehrt, eine Ausnahme. Damit sich die Fraktionen nicht öffentlich um das Gedenken an Verstorbene streiten, gilt als ungeschriebene Regel, dass Menschen in Berlin nur dann Ehrenbürger werden, wenn sie noch am Leben sind. Nach ihrem Tod zahlt ihnen Berlin ein Ehrengrab.

1992 entschieden Senat und Abgeordnetenhaus neu, wem die höchste Ehre des wiedervereinigten Berlins gebührt:

Von den 25 Ehrenbürgern Ost-Berlins haben es nur sieben auf die heutige Liste geschafft. Neben Wilhelm Pieck, Erich Honecker und Walter Ulbricht verloren auch ein paar sowjetische Soldaten ihre Ehrenbürgerschaft, 1965 waren sie zum Jubiläum der deutschen Kapitulation geehrt worden. Ihr Verdienst: Sie hatten die sowjetische Flagge über dem zerstörten Reichstag gehisst. Die einzigen noch lebenden Ehrenbürger, die in Ost-Berlin ausgezeichnet wurden, sind zwei ehemalige Kosmonauten: Der 77-jährige Sigmund Jähn und sein „Sojus 31“-Kompagnon Waleri F. Bykowski.

Jähn lebt in Strausberg. Sollten Sie ihn bei einem Wochenendausflug in einem Berliner Bus entdecken, grüßen Sie freundlich: Sie haben ein Stück seiner Fahrt mitbezahlt. Denn jeder Ehrenbürger Berlins bekommt auf Wunsch eine Jahreskarte der BVG, lebenslang. Wer sie in Anspruch nimmt, weiß der Senat nicht – nachzufragen traut man sich in der Verwaltung nicht, weil das unhöflich sei, heißt es. Dabei wäre es schnell erledigt: Nur fünf Berliner Würdenträger leben in der Hauptstadt. Schäuble hat seinen Hauptwohnsitz in der badischen Heimat. Aber ohnehin könnte er sich, wie die anderen lebenden Ehrenbürger auch, durchaus ein bis zwei eigene Fahrzeuge leisten. Die angebotenen Almosen des Landes für in Not Geratene jedenfalls hat noch keiner in Anspruch genommen. Die Bundespräsidenten verfügen gar über persönliche Fahrer, auch nach ihrer Amtszeit werden sie streng bewacht. Von Wolfgang Schäuble sind keine Pläne zur baldigen Pensionierung bekannt. Man wird ihn bis auf Weiteres also eher nicht in der U8 Richtung Hermannplatz antreffen oder bei einer Ausflugsfahrt mit der Linie 100.

Sicher aber ist laut rbb: Bald darf der Minister in einem Stuhl Platz nehmen und eine angemessen ehrenbürgerische Haltung einnehmen. Ein Maler seiner Wahl wird ihn dann porträtieren. Schäubles Konterfei prangt fortan im dritten Stock des Abgeordnetenhauses.

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73 KOMMENTARE

  1. Und warum ? Ich dummer Mensch dachte immer, eine Ehrenbürgerschaft muss sich durch Leistungen verdienen. Wo ist meine Ehrenbürgerschaft und die der vielen Millionen Bürger die sich den Rücken krumm gemacht haben ? Nein aus mir spricht nicht der Neid, was sind heute noch Ehrenbürgerschaften und sogenannte Bundesverdienstorden eigentlich wert, wenn bedenkt wer und warum viele so eine Auszeichnung erhalten haben und noch erhalten werden. Deutschland einig korrupptes Vaterland

  2. ..ja man kann auch mit Nichtstun, Ehrenbürger werden…Ehrenbürger waren vor ihm schon viele, viele andere…nur frage ich mich für was gerade Herr Schäuble das wird? Die schwarze Tasche wird ihm ewig nachhängen, doch was hat er für Berlin gemacht, was nicht mit seinem Beruf als Minister in Verbindung steht?Bin doch etwas irritiert….

  3. Am lustigsten finde ich die Frage: Wer entscheidet sowas überhaupt? DER VON EUCH GEWÄHLTE BÜRGERMEISTER !!! Shit in, Shit out…und beim nächsten mal, einfach das Hirn mit nehmen zur Wahlurne !!!

    • Danke .leider traurig, das man hier so kuscht wir wenigen können nix tun ,ein volk das zusammen halten würde, könnte all diese verbrecher entmachten, ohne volk keine Macht, aber bei einem kuschenden volk ziehen diese kriminellen ihr Ding durch

  4. Ehrenbürger zu werden muss man erst einmal etwas leisten und nicht nur nehmen. Wer hat sich das nur ausgedacht,Trottel haben wir hier schon genug,da muss nicht noch einer mehr her.

  5. wer hat wen und wann dazu gefragt? Der lügt auch nur den ganzen Tag, beugt Verträge bis zur Unkenntlichkeit und verschleudert unser Volksvermögen! Ein toller Ehrenbürger meiner Stadt!

  6. Bis zu seinem Lebensende darf Bundeswirtschaftsminister Wolfgang Schäuble kostenlos mit der BVG fahren. Und wenn er mal stirbt, bekommt er in Berlin ein Ehrengrab. Denn Schäuble wird heute zum Ehrenbürger Berlins ernannt. —- Was hat er denn geleistet ? Und die 87 jährige Oma deren Rente zu klein ist, die kommt in den Knast wenn die keine Fahrkarte vorweisen kann und wird unter der Wiese im Massengrab verscharrt, wenn die Kinder und Enkel sich keine Beerdigung leisten können, weil die Bestattungskosten die es mal von der Sozialversicherung gab bestrichen wurde

  7. Was wäre wenn die ganzen Ehrenamtlichen Bürger das Handtuch werfen würden Armes armes Deutschland Dann wüsten unsere Politbonzen nicht wo ihnen der Kopf steht und die sacken immer noch mehr ein Armes armes Deutschland !!!

  8. Schäuble soll mal für die Milliarden gerade stehen die für BER,PHILHARMONIE, Straßen und Brücken die nie benutzt werden, und alle anderen Steuerverschwendungen gerade stehen.
    Ehrenbürger ? Tzzzz.

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