Um 1910 wurde in Köpenick die Villenkolonie Wendenschloß erbaut. Es waren Fachwerkhäuser aus Holz, die aus vorgefertigten Teilen der Berliner Hausbaugesellschaft zusammengesetzt wurden. Diese Firma war einer der frühen Anbieter von systematisiertem Einfamilienhausbau aus Holz in Deutschland.
Das, was in Nordamerika längst üblich war, das Bestellen eines Hauses aus dem Katalog, begann hier gerade erst Fuß zu fassen. Entworfen wurde das Modell ursprünglich, so steht es im Katalog, von dem Frohnauer Architekten Richard Jacobi für den in Rehbrücke ansässigen Konsistorialrat Göns.
Bei den Einzelheiten kupferte man ein bisschen bei den Schwedenhäusern, Norwegerhäusern und Spreewaldhäusern ab. So entstanden einzigartige Zweietagenhäuser, die auf 63 Quadratmetern (sieben mal neun Metern) Grundriß Küche, Wohn- und Esszimmer, Mädchenkammer, Treppe und drei Schlafzimmer unter dem Dach kombinierten. Das Dach wurde mit Ziegeln gedeckt.
Eine komfortable Veranda, ein angenehmer Lichteinfall, praktische Wandschränke, wie man sie aus dem Bestseller-Buch „Das Haus an der Sonne“ des schwedischen Malers Carl Larsson kennt, atmen die Sehnsucht nach bürgerlicher Gemütlichkeit im Grünen.
Ein solch gut erhaltenes Expemplar aus jender Zeit (1911) befindet sich auf dem Grundstück in der Ostendorfstraße 7. Bedauerlicherweise hat die Berliner Denkmalschuztbehörde das Kleinod übersehen und veräumt, das Gebäude in der Inventarisierung des Landesdenkmalamts (LDA) in den 1990er Jahren zu erfassen. Damit sei das Gebäude auch derzeit nicht geschüzt.
Der Neueigenümer hat das Haus und Grundstück daher ohne denkmalschützende Auflagen erworben und will das Haus abreißen. Der Investor hat bereits einen Bauantrag für ein Mehrfamilienhaus mit sieben Wohnungen und Parkplätzen gestellt. Da steht das Holzhaus im Weg.
Erst nach dem Verkauf seien die Untere Denkmalschutzbehörde und das Landesdenkmalamt auf das ehemalige Sommerhäuschen aufmerksam geworden. Das Landesdenkmalamt versucht nun, das Haus auf einem alternativen Weg zu retten. Mit Einverständnis des Investors soll das Kataloghaus aus dem Jahr 1911 verschenkt werden.
Allerdings muss es aus der Ostendorfstraße 7 abgebaut und abgeholt werden. Die Kosten für Abbau, Abtransport und Wiederaufbau schätzt das Landesdenkmalamt zwischen 100.000 und 150.000 Euro.
Es wäre technisch machbar, das Haus im Ganzen auf einen Tieflader zu verladen. Aber nahe Straßenbahnleitungen und Brücken würden einen solchen Abtransport in einem Stück verhindern.
Der Bezirk selbst habe kein Geld für eine fachgerechte Demontage und den Wiederaufbau und darf außerdem auch nicht vom Landesdenkmalamt gefördert werden. Dabei hatte man intensiv darüber nachgedacht, so Ulrike Zeidler, Stadtentwicklungschefin von Treptow-Köpenick gegenüber der Berliner Zeitung, es an anderem Ort als Jugend- oder Altenhaus zu nutzen.
Ulrike Zeidler nannte den Zustand des Baus gegenüber RBB gut, schränkte aber ein: „Es braucht einen Denkmalenthusiasten, der sich des Häuschens annimmt. Es wäre jammerschade, wenn es verloren ginge.“
Nach Worten von Matthias Dunger, Mitarbeiter des Landesdenkmalamtes, sei die Versetzung des Hauses zwar sehr aufwändig, doch gebe es für „besondere Projekte auch Fördertöpfe“. Das Bezirksamt habe bereits signalisiert, dass es ein Grundstück zur Verfügung stellen könne, die Ab- und Wiederaufbaukosten aber nicht übernehmen könne.
Hat jemand 150000€ für mich?
Wer ist Ansprechpartner im Bezirksamt?
Wir spinnen gerade in Deutschlands größter Facebook-Gruppe für Restauratoren zu diesem Thema.
Die Manpower und Sachkompetenz sollte dort das geringste Problem darstellen.
Vielleicht entwickelt sich daraus ja ein spannendes Projekt.
Comments are closed.